Nicht nur Nürnberg ist im Wandel, wie ich bisher höchst eindrucksvoll hier und hier zeigen konnte, sondern auch und vor allen anderen Berlin. Berlin ist die Stadt, die Wandel vormacht und als Synonym für Wandel steht. Keine andere Stadt hat so eine eindrucksvolle, mit der Teilung und Wiedervereinigung auch noch live miterlebbare Geschichte, wie Berlin. Und gäbe es London nicht, Berlin hätte die Gentrifizierung erfunden.
Das Foto oben mit dem Audi, der sich bedrohlich in die noch unsanierte Szenerie schiebt, und damit eine anstehende Aufwertung suggeriert, ist im Sommer 2011 in Schöneberg in der Goltzstraße entstanden. Das Bild ist deswegen bemerkenswert, weil ich es seither einige Male verkauft habe. Beispielsweise an ein Magazin einer Immobilienfirma. Es fand aber auch in Lehrmaterialien für eine Weiterbildung im Bereich Stadtentwicklung seinen Platz. Lässt sich nachvollziehen, das Motiv illustriert Gentrifizierung und eine anstehende Aufwertung eines eingesessenen Kiezes nur zu gut, auch weil in Berlin einfach nichts anderes zu erwarten ist.
Nur leider ist es mit der Fotografie so eine Sache. Sie ist Filter, Andeutung und Umdeutung. Sie ist nie Wahrheit, sondern immer Interpretation. Und auch wenn es tausendfach Beweise für eine Renovierung und Umgestaltung Berlins gibt, dieses Haus in der Goltzstraße gehört offensichtlich nicht dazu. Wie wir auf dem Bild unten sehen, seht es auch fast sieben Jahre später noch genauso da wie zuvor. Sogar eine schwarze Limousine hat sich zum Zeitpunkt der Aufnahme vor die Fassade geschoben und tut so, als würde sie den Kiez aufwerten. Es bleibt aber in der Andeutung.