Müßiggang wird oft als Zeitverschwendung angesehen und mit Faulheit in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch zahlreiche Studien und Anekdoten, die zeigen, dass der Müßiggang einen wichtigen Platz in unserem Leben einnimmt.
Ein Beispiel dafür ist das Gedicht „Leisure“ von William Henry Davies, in dem er schreibt: „What is this life if, full of care, we have no time to stand and stare.“ Hierbei betont er die Bedeutung von Muße und Zeit, um das Leben vollständig zu genießen.
Auch gibt es bekannte Persönlichkeiten, die Müßiggang als wichtigen Bestandteil ihres Lebens betrachteten. Der Philosoph Bertrand Russell schrieb in seinem Buch „In Praise of Idleness“: „Es ist gut, dass Menschen gelegentlich faul sein können, denn die Welt wird von den Menschen gemacht, die Zeit haben, nachzudenken und zu träumen.“
In der Fotografie gibt es viele Beispiele von Fotografen, die Müßiggang als wichtigen Bestandteil ihres kreativen Prozesses betrachten. Der berühmte Fotograf Saul Leiter verbrachte oft Stunden damit, einfach nur durch die Straßen von New York City zu schlendern, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Dabei entdeckte er oft unerwartete Motive und Perspektiven, die er dann in der ihm eignen Art fotografierte.
Müßiggang kann also eine wichtige Rolle in der Fotografie spielen und dazu beitragen, neue Ideen und Perspektiven zu entdecken. Es lohnt sich also, auch mal bewusst Zeit zum Nichtstun einzuplanen und die Kreativität ihren eigenen Weg gehen zu lassen.
Ein sehr schöner und nach wie vor zeitgemäßer Essay zum Thema stammt von Siegfried Lenz stammt aus der ZEIT NR. 13/1962: Müßiggang oder das aktive Nichtstun (Archiv-Link):
Dem Müßiggang hingegen liegt eine definitive Entscheidung zugrunde: Man ist bereit, das Nichtstun auszukosten, auszubeuten, auf absichtslose Weise aktiv zu sein. Somit ist Müßiggang alles andere als eine Ermattung des Geistes. Der verständige Müßiggänger lehnt es ab, sich mit Betriebsamkeit zu betäuben, da er es durchaus bei sich selbst aushält. Pascals Bemerkung, daß „alle Leiden des Menschen daher kommen, daß er nicht ruhig in seinem Zimmer sitzen kann“, trifft auf ihn nicht zu. Er kann lange ruhig sitzen, und er kann staunen. Und vielleicht ist dies das überzeugende Geschenk des Müßiggangs: die Gelegenheit zum Staunen, die uns gewährt wird. Wer aber staunt, wer sich selbst aus bescheidenem Anlaß wundert, der beginnt unweigerlich zu fragen, und wer Fragen stellt, wird zu Schlußfolgerungen gelangen: Der Müßiggang wird zu einem aufregenden Zustand.
Musik für den Müßiggang
An Flüssen und in Cafés, auf belebten Straßen. Überall dort, wo anscheinend etwas passiert, wird der Müßiggänger das, was geschieht, in seiner Art durchschauen. Vor allen Dingen aber dem geschäftigen Leerlauf ein Beispiel geben. Ein Beispiel nämlich für den Überfluss an Zeit.
Es gibt eine Vielzahl von Musikrichtungen, die sich besonders gut für die Muße eignen. Langsame, sanfte und eher repetitive Klänge wie Ambient, Jazz oder Klassik sind ideal, um zu entspannen und den Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Die folgende Spotify-Playlist ist eine umfangreiche Sammlung geeigneter Musik mit gelegentlichen Ausflügen in benachbarte Genres.
Hinweis für die Einstellung der Spotify-App: Unter Einstellungen -> Wiedergabe lässt sich einstellen, dass Songs übergeblendet werden. Diese Funktion gerne aktivieren und einen Wert von 5 bis 10 Sekunden wählen.