Es ist unbestritten, dass Nürnberg Geschichte hat. Bei Foto-Touren kümmere ich mich meist aber nicht um diese historische Geschichte, denn sie ist eh allgegenwärtig. Zurzeit wird mir zum Beispiel an jeder Ecke klar gemacht, dass ein gewisser Herr Dürer mal in dieser Stadt gelebt hat. Das stimmt auch, soweit ich informiert bin, aber als Bewohner der Stadt kümmere ich mich nicht den ganzen Tag um die großen Namen, das machen schon andere zur Genüge. Und es gibt vielleicht auch Historie, die es bis jetzt nicht in die Museen der Stadt geschafft hat.Nürnberg hat viele alte, kleine Geschäfte, die nicht für die Touristen fein gemacht wurden, was insbesondere in den Stadtteilen außerhalb der Altstadt der Fall ist. Diese kleinen Läden sehen gerne mal so aus, als wären sie seit Jahrzehnten ununterbrochen in Betrieb und als müsste man sich als Betreiber keine Gedanken über Mode, Trends, gesellschaftliche Entwicklungen oder gar Konkurrenz machen. Manchmal ist auch einfach nur ein Kiosk oder ein Blumengeschäft drin. So was geht ja immer.
Jetzt sind mir aber schon öfter diese kleinen „Hunde bleiben hübsch draußen“- Schilder aufgefallen. Diese Schildchen sind nicht viel größer als eine Hand, befinden sich immer neben der Tür eines solchen Geschäfts, sind immer angerostet oder sonstwie beschädigt und verfehlen mittlerweile meist ihre Funktion. Denn der Haken an so einem Schild, an dem die Hunde anzuleinen wären, ist fast immer weg. Und ich musste erst einige dieser Schildchen entdecken und quasi zusammenpuzzlen, um sie überhaupt lesen zu können.
Interessant ist, dass ich diese Schildchen bisher überall gesehen habe, außer in der Altstadt. Das große Bild stammt aus Schweinau, das kleine Polaroid aus Wöhrd und es gibt noch mehr. Es muss eine Zeit gegeben haben, als diese Schilder wichtig waren. Diese Zeit ist offenbar vorbei, auch nimmt man heute das eigene Getier fast immer fast überall mit hin. Vielleicht entdeckt bald ein Museum diese Epoche, als Hunde noch draußen bleiben mussten.
Für Archäologen hier nun der Trick, um diese Schilder zu finden: Den Blick beim Spazieren gehen nicht mit einem Lächeln in die Gesichter der Passanten wenden, sondern immer circa einen halben Meter über dem Boden konzentriert an der Wand entlang schleifen lassen. Das wirkt zwar nicht sehr freundlich auf die Mitmenschen, dafür entdeckt man hübsche, alte Hinweisschilder!
Hintergrund
Vom Verlag Nürnberger Presse habe ich den Auftrag einmal im Monat eine „ungewöhnliche Stadtansicht“ einzufangen, eine Art Fotokolumne. Ihr Name ist „Ungeschminkt“ und erscheint im Stadtanzeiger, der Beilage der NN und NZ. Dieser Text und das Bild ist ihm Rahmen dieser Kolumne entstanden.
Einen Tag nach der Veröffentlichung in der Zeitung erscheint Bild und Text auch hier im Blog.