Offenbar aus Enttäuschung über das Ende des visionären Stadtprojekts auf dem früheren Quelle-Gelände haben Unbekannte das dortige Versandzentrum verwüstet. Sie hätten Türen aufgebrochen, Farbeimer ausgegossen, die Wände besprüht und Berge von Müll hinterlassen, berichtete der Vorsitzende des Quellkollektivs, Peter Kunz, am Donnerstag. – Quelle: sueddeutsche.de
Wir haben ein klassisches Drama. David gegen Goliath, Künstler gegen Investor, gut gegen böse. Die Bösen haben sich jetzt geoutet. Es sind die, die alles kaputt machen. Sich über Jahre hinziehende stadtplanerische Prozesse verdichten sich in der Tagespresse auf eine unaufgeräumte Gemeinschaftsküche und einen zugemüllten Bürotrakt. Es sieht es so aus, als gibt man bayerischen Freigeistern besser keine größeren Immobilien in die Hand.
„Quelle-Gelände verwüstet. Vandalen wüten in Nürnberg“, titelt man beispielsweise beim BR und suggeriert damit die Szenerie, dass der westliche Teil der Stadt derzeit in Flammen steht. Nach intensivsten Recherchen lässt sich festhalten: dem ist nicht so. Auch wurde kein Bau mit einer Viertelmillion Quadratmeter verwüstet. Der steht noch fast genauso da wie damals, als die ersten Zwischenmieter eingezogen sind. Diese müssen jetzt wieder raus, weil eine grundlegende Sanierung ansteht. Kaputte Türen und Wände stören die anstehenden Arbeiten mit Baggern und schwerem Gerät aber nicht merklich, sie sind vielmehr Teil der Übung und nicht des Problems.
Das Problem ist, dass die Stadt Nürnberg nicht den Mut und den Sachverstand hatte, ein alternativ kreatives Projekt ‚Quelle‘ anzugehen und umzusetzen. Selbiges wäre für die Stadt kulturell und langfristig auch finanziell ein Gewinn gewesen. Durch die so hinterwäldliche wie medienwirksam inszenierte Geschichte rund um das eh emotional aufgeladene Quelle-Gelände und dessen unwürdigen Abgang, sehen sich die Kritiker von alternativen Projekten jetzt leider bestätigt. Vergleichbare Projekte werden es in Zukunft schwerer haben in dem eh konservativen Klima Vertrauen zu finden.
Großer Mist. Auch weil es in den vier Jahren Zwischennutzung der Quelle nie eine nennenswerte Resonanz in Nürnberg auf die Aktivitäten gab. Ein weiterer unrühmlicher Verdienst der Öffentlichkeitsarbeit in der lokalen Medienlandschaft.