Der Teufelsberg ist mit 120 Metern nicht nur Berlins höchste Erhebung, sondern er gehört auch zu Berlin wie kaum ein anderes Bauwerk. Denn er besteht zum größten Teil aus Berlin, bzw. aus den Schuttresten, die der zweite Weltkrieg hinterlassen hat. Unvorstellbar, wie es möglich ist aus Schutt solch einen Haufen zusammenzukehren, zumal Berlin an vielen Ecken recht original aussieht. Jedenfalls wirkt Berlin weitaus unzerstörter als so manch andere Westdeutsche Großstadt. Bewegt man sich abseits der Wanderwege im mittlerweile recht zugewucherten Dickicht, dann kann jeder sehr schön überprüfen aus was der Berg besteht. Überall liegen Stücke und Steine umher, die ganz offenbar einem Haus oder einer Fassade entsprungen sind. Mit etwas Puzzlearbeit könnte man locker Teile Berlins wieder rekonstruieren. Der Berg ist aber auch so ein entspannter Hügel mit einem grandiosen Blick über die Stadt.
Oben auf dem Teufelsberg steht ein riesiger Phallus, eine mittlerweile nicht mehr genutzte Abhörstation der US-Armee und der britische Luftwaffe. Der Funkverkehr Ostmitteleuropas und insbesondere jener der DDR und der Sowjetunion sollte und wurde durch dieses Bauwerk und der Technik in ihm abgehört werden. Und außerdem wurde dem Feind im Osten unmissverständlich klar gemacht, wer den längsten hat.
Der kalte Krieg ist Geschichte und wer sich für diese Zeit an sich und die Abhörstation im Besonderen interessiert, dem sei eine der geschichtlichen Führungen ans Herz gelegt. Für alle anderen auch, denn anders als durch so eine kostenpflichtige Führung kommt man nicht auf das Gelände. Der Zaun um das Gebäude zeugt von den vielen Versuchen sich inoffiziell Zutritt zu verschaffen. Die Löcher werden offenbar alle schnell wieder geflickt. Aber auch mit Führung hat man genug Auslauf um sich auf dem Gelände und im Gebäude umzugucken. Ein Ohr beim Guide zu haben ist trotzdem nicht verkehrt. Ich hatte als Führer den Christopher McLarren. Das Besondere an diesem Herren war, dass er als ehemaliger Nachrichtendienstler die Station auf dem Teufelsberg noch kennt, als sie in Betrieb war. Viele Geheimnisse verrät er nicht und er darf es auch nicht, aber er weiß die eine oder andere Anekdote zu erzählen und er kann Fotos und Beschreibungen von den Räumlichkeiten liefern, als diese noch mit militärischer Strenge gepflegt wurden. Ist mittlerweile alles Geschichte.
Seit über einer Dekade regieren aber Fantasie und Kreativität auf dem Teufelsberg. Es haben sich diverseste Graffitikünstler, Urban Artists und Artverwandtes auf dem Gelände ausgetobt. Ich würde sogar vermuten, dass das ganze Gebäude mehr ein Prozess, als ein Gesamtwerk ist. Ich erkenne z.B. nicht ein Graffiti aus dem oben verlinkten ca. zwei Jahre alten Video wieder. Gut möglich, dass viele der Arbeiten nur für eine Zeit da sind und früher oder später wieder übermalt oder verändert werden. Es kommt auch immer wieder zu Parties und Workshops auf dem Gelände. Für Freunde solcher Arbeiten wird in der alten Abhörstation wirklich was geboten. Meine Fotoserie spiegelt nur einen Teil davon wieder.
Die Zukunft der Station ist ungewiss. Auf den Führungen wird um Aufmerksamkeit und Geld geworben, um den Teufelsberg als Museum und Kulturort zu erhalten. Sieht man sich die großartigen Arbeiten auf dem Gelände an, so ist diese Idee sehr unterstützenswert.
Es gibt ein schönes Video über den Teufelsberg, das neben der eher unentdeckten winterlichen Seite der Station auch einige der Infos der Führung zeigt, aber das nur am Rande.