Es gibt Gerüchte, dass sich die Fürther Immobiliengruppe P&P stark für das seit fast 10 Jahren leerstehenden Straßenbahndepot im finanziell eher mittelmäßig situierten Muggenhof interessiert. Man hat wohl vor, aus den denkmalgeschützten Betriebsgebäuden moderne Wohnungen zu machen und das Areal wiederzubeleben. Auch wenn es dazu recht viel Rauschen im Informationswald gibt, so ist dem Vernehmen nach bislang noch nichts wirklich spruchreif.
Wie auch immer, nehmen wir mal an, es käme zu einer Sanierung des Geländes, es wäre ein Vorhaben mit Pilotcharakter, denn derzeit lebt in der Ecke eigentlich bis auf die Leute in den etwas schmucklosen Mietshäusern und die nicht gerade geruchsneutralen Bakterien in der direkt benachbarten Kläranlage so gut wie nichts. Wer dort mittelfristig einzieht hat bis auf den hässlichsten U-Bahnhof der Welt eigentlich nichts so richtig in der Nähe. Die nächsten Einkaufmöglichkeiten gibts in Schniegling etwa einen Kilometer entfernt. Man würde auf dem denkmalgeschütztem Areal fast an der Stadtgrenze zwischen Nürnberg und Fürth leben, was statt einer Kombination aus beiden Städten eher nichts von beiden bedeutet. Der angrenzende Pegnitzgrund ist zwar nett, aber die große Kläranlage trübt massiv das Bild. Es gibt wirklich schönere Wohnlagen, auch wenn quasi gegenüber in Schniegling schon mehr oder weniger der Versuch gestartet wurde, die Gegend zu verloften. Allerdings scheitert eine vielleicht gewollte hochwertige Anmutung in Richtung einer exklusiveren Wohngegend immer noch am Gesamtbild mit der biederen Stadtrandbebauung und an den facettenreichen Gerüchen in dem Stadtteil.
Ob auf dem Gelände des Straßenbahndepots nun auch wirklich Lofts oder teure Eigentumswohnungen entstehen, wie man manchmal ließt, die in der breiten Bevölkerung gerne auf Ablehnung stoßen: ich würde das abwarten ob überhaupt gebaut wird, und wenn ja, was. Nicht alles was Fenster bis zum Boden hat ist wirklich ein Loft. Und P&P bzw. das Nürnberger Pendant Schultheiss haben sich in Sachen wertiger Architektur, die ich jetzt mal einem Loft zugrunde legen würde, selten mit Ruhm bekleckert. Eher im Gegenteil. Teuer sind die Wohnungen der beiden Firmen allerdings schon. Ob sie es wert sind, sollte der geneigte Interessent gut recherchieren.
In der unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich allerdings mit dem AEG-Gelände ein noch viel größerer Klotz an Industriekultur, der aber fast wieder am Leben bzw. stark im Wandel ist. An dieser Stelle ist die Nachbarschaft schon recht interessant und wenn mit dem alten Quelle Versandhaus vielleicht auch noch zusätzlich was interessantes passiert, dann wohnt man im Straßenbahndepot vielleicht ja sogar doch in einer zwar etwas müffeligen, aber dennoch arg hippen Gegend. Time will tell.
Wie auch immer, jetzt war ein guter Zeitpunkt um vor einem möglichen Umbau nochmal in den alten Hallen zu fotografieren. Die Fototour war auch von starken Gerüchen geprägt, allerdings weniger von der Kläranlage (die habe ich beim Besuch zugegebenermaßen nicht bemerkt), als vielmehr vom Geruch alten Öls und Arbeiterschweiß, der noch immer in den Mauern klebt. Das Gebäude selbst ist gut verriegelt und ein Hausmeister von der VAG hat ein Auge drauf und ich bedanke an dieser Stelle für die Führung. Allerdings haben es dennoch irgendwelche Kids in die hinteren Hallen geschafft und sich an Graffitis versucht, die allesamt wirklich grauenhaft sind und obwohl ich die Kombination von Streetart und Industriekultur sehr mag, werden die Kritzeleien im Straßenbahndepot hier nicht weiter gewürdigt. Vielmehr zeigen die Fotos etwas die Architektur der Hallen und gerne auch die Hinterlassenschaften der Leute, die in den Mauern mal gearbeitet haben.
Der werte Danko war übrigens im Jahre 2011 bereits in dem Gebäude unterwegs und hat neben tollen Fotos auch einiges an Informationen zusammengetragen.
Update 09.06.2013
Danko hat auch aktuelle Fotos zusammengetragen und ist mit erstaunlich ähnlichem Auge durch die Hallen gelaufen.