Ich kenne das Ihme-Zentrum noch aus der Zeit, als es belebt und in Betrieb war. In den 90ern war das noch so. Man konnte einkaufen, zum Zahnarzt gehen und ich habe auch eine vage Erinnerung daran, mal aus einem der oberen Stockwerke aus einer Wohnung raus in die Welt geschaut zu haben. Bizarr war das Ihme-Zentrum gefühlt schon immer und eine Bausünde auch. Die Nähe zum Fluß und die damit etwas höherwertig suggerierte Lage hat da nur wenig dran geändert. In den 1970er-Jahren bestimmte der Brutalismus den Städtebau. Damals waren Kolosse wie das Ihme-Zentrum in Mode und galten als hochmodern. Ihre Halbwertszeiten blieben überschaubar. In kaum einer Stadt fehlen diese überdimensionierten Wohnbunker. Als Stadt in der Stadt wurden sie mal bewundert und prägend ins Stadtbild gesetzt, bewährt haben sie sich nirgends. Es dauerte in der Regel nicht lange bis solche hochkonzentrierten Wohnanlagen von höherwertigen Adressen (Interessenten standen Schlange, um dort eine Wohnung zu ergattern) zu prekär anmutenden Gegenden wurden, in denen man Nachts besser die Tür zu lässt.
Seit rund vier Jahrzehnten bestimmen das Ihme-Zentrum nun die Silhouette des hannoverschen Stadtteils Linden, mit der Zeit kam der Verfall und mittlerweile ist es einer der größten Sanierungsfälle Niedersachsens. Jahrelang hat die Landesbank Berlin (LBB) als Gläubigerbank nach Investoren für den maroden Hochhauskomplex gesucht – doch vergeblich. Es kam zu einer Zwangsversteigerung, die jedoch erfolglos blieb.
Jetzt steht der Klotz rum, lässt sich nicht bewegen, ist in kleinen Teilen noch bewohnt (offenbar Eigentumswohnungen, die derzeit wohl eher unvermittelbar sind) und ist eigentlich eine urbane Ruine. Bei einer kurzen Visite in der alten Heimat Hannover kam es jetzt zu einer Pirsch durch die in Beton gegossene bedrückende Enge.
Fotos aus dem Ihme-Zentrum
Das Ihme-Zentrum Hannover in einer Abendlichen Stimmung im Februar 2015
Mehr Infos
Es gibt eine schön gemachte Digitalreportage von HAZ.de mit Videos, Texten, Bildern und Animationen mit allerlei Infos zum Ihme-Zentrum, der einzigartigen „Stadt in der Stadt“.
Soundtrack