Und dann war da letztens eine Fototour durch St. Peter, zusammen mit einer Bewohnerin des Kiezes. Die Idee war, Streetart aufzustöbern. St. Peter ist zwar nicht sonderlich berühmt für seine Streetartszene, eher für seine unfassbare Flairlosigkeit (und reiht sich damit passend in die Südstadt und in fast den ganzen Rest von Nürnberg ein), aber es ist der Stadtteil, der nach Gostenhof in dem Hinblick noch am aktivsten ist – oder so wirkt. Und ihr waren bereits die einen oder anderen Werke aufgefallen und so sind wir dann ein paar Stündchen mal durch die Straßen gelaufen. So ganz mühelos wird man dann doch nicht fündig. Und die wenigen Sachen, die man findet werden überlagert von der massiven und gleichförmig hässlichen Wohnbebauung. Aber es ist Potential da. Ich würde behaupten, das St.Peter (wo verlaufen da eigentlich die Grenzen zu anderen Stadtteilen?) nach GoHo die aktivste alternative Barszene hat. In Kombination mit den vielen Studenten sollte da doch ein guter Nährboden für Stadtteilmodifikationen sein.
Eins der Fotos der Serie zeigt den Blick hinaus aus einem Fenster eines mir bekannten Künstlers, der in St. Peter lebt und arbeitet (kein Einzelfall im Übrigen). Eine Art Symbolbild, denn es passiert nicht unbedingt wenig hinter den schmucklosen Nürnberger Fassaden, aber nach außen dringt meist nichts. Man muss wirklich hinter die Fassaden und unter die Oberfläche der Stadt gucken um ihr Potential zu sehen. Von alleine zeigt sie es keinem. Was schade und auch einer Entwicklung hinderlich ist. Wer sich nicht auf sich aufmerksam macht, wird nicht entdeckt. Umso großartiger ist es, dass es mittlerweile Orte wie das wiederbelebte AEG-Gelände gibt (nicht in St. Peter, aber in Nürnberg). Sowas sind Schaufenster in eine sonst im Verborgenen existierende Welt, die nur selten Lebenszeichen von sich gibt (insbesondere in Nürnberg).
Die ersten Bilder der Serie zeigen ein halb verfallenes Gebäude in der Sophienstr. Ecke Obere Baustraße. Ein Stockwerk ist offenbar bewohnt und dem Vernehmen nach passiert in den Teilen die noch begehbar sind noch ein bisschen mehr. Nur ist dieses Bisschen weder öffentlich noch zugänglich, sondern heimlich. Vielleicht ist es gerade ein Spielplatz für Leute, die solche Spielplätze brauchen. Vielleicht wird das alte Haus früher oder später unspektakulärer Wohnbebauung weichen, die es schon zur Genüge in der Ecke gibt, und vielleicht wird das noch nicht mal großartig wem auffallen. Selbst wenn dann jemand „Gentrifizierung!“ brüllt, wird es ungehört bleiben, weil kaum jemand einen schönen aktiven Ort vermissen wird, sondern nur eine Ruine aus dem Stadtbild verschwindet.
Das Schild am Ende der Fotoserie gehört übrigens zu der charmanten Spelunke Arsch & Friedrich. Wer einen Stadtteilspaziergang nach Sonnenuntergang plant, sollte ihn dort beginnen. Oder noch besser – dort enden lassen.