Nürnberg Impressionen September 2013

Nürnberg Impressionen #21 Bild 05

Sammlung von Fotografien aus Eberhardshof, der Altstadt und der Südstadt aus den letzen zwei Monaten.

Die biedere Architektur der 50er hat Nürnberg nach wie vor fest im Griff, insbesondere in etwas zentraleren Lagen. Veränderung findet nur in homöopathischen Dosen statt, obwohl diese betonierte Regungslosigkeit nicht erst in der Gegenwart ästhetisches Leid verursacht und von gestalterischer Armut zeugt.

Diese Häuser mit den quadratischen Fenstern, karg, ausdruckslos. Damals in den 50ern wurde gebaut als ginge es um die Manifeste der Biederkeit in Kastenform. Bloß nicht auffallen. Wir wollen sauber, karg und fleißig  sein, scheinen diese Häuser zu erklären. Die Schnörkel sind uns erstmal vergangen. Die Hauseingänge riechen noch immer nach 30 Jahren Putzwahn. Die ausufernde Hausordnung: öffentlich ausgehängt. Schwarz auf weiß, keine Extrawürste. Man stand damals am Anfang. Wer in diese Häuser einzog, war erstmal froh. Nierentische wurden angeschafft. Ein Musikschrank, Nußbaum. Es begann besser zu gehen. In den 60ern zogen dann Nachbarn in das Häuschen auf dem Land. Man selbst blieb. Irgendetwas klappte nicht so wie bei den Anderen. Und heute? Die alten einsamen Witwen wohnen immer noch da in Räumen, wo die Zeit selber bewegungslos geworden zu sein scheint.

Dieser Text ist über 24 Jahre alt. Ich habe ihn aus dem Radiofeature „Mit dem Mikrofon durch die Wand“ von Ralf Huwendiek aus dem Jahr 1989 transkribiert. Der Text ist ab Minute 27 zu hören und könnte aktueller nicht sein. Nur Fahrzeuge lassen im Stadtbild von Nürnberg manchmal etwas Zeitgeist durchschimmern.

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