Der Nürnberger Christkindlesmarkt. Naja. Einer der bekanntesten Weihnachtsmärkte der Welt der eigentlich immer dann am angenehmsten ist, wenn sich nicht gerade zwei Millionen Menschen über den Hauptmarkt schieben. Unter Volllast müffelt alles an jeder Ecke nach Bratwurst und Glühwein. Das schlechte Englisch des Vertriebspersonals in den Buden kratzt im Gehörgang und die vielen Betrunkenen mit ihren Zipfelmützen und billig blinkenden LED-Pins tun ihr übriges. Der Christkindlesmarkt ist für Nürnberg, was der Karneval für Köln ist: entweder man stellt sich drauf ein und macht mit, oder man verlässt die Stadt.
Persönlich und als in Laufweite Wohnender bringt mir der Christkindlesmarkt allerdings zwei bis vier nennenswerte Vorteile:
- Alle (!) Verabredungen in der Weihnachtszeit finden naturgemäß und praktisch ausnahmslos auf dem Christkindlesmarkt statt. Für mich stellt die Anfahrt und der Abtransport in den seltensten Fällen ein Problem dar.
- Ist der Kühlschrank leer und die Kochmuse hat (ungünstiger- aber verständlicherweise) die Stadt verlassen, dann bietet dieser Flashmob am Hauptmarkt eine breite Auswahl an Straßenfutterstellen, die die Stadt unterjährig vermissen lässt.
- Verabredungen und persönliche Treffen werden durch die Beimengung von Glühwein oder Bowle angenehm(er) beziehungsweise überhaupt erst möglich.
- Der Winter steht der Stadt. Nürnberg passt gut in den Winter und wirkt lebenswerter in der kalten Jahreszeit als beispielsweise meine Sekundärheimat Berlin. Auf einmal zahlen sich die hohe Verdichtung und die kurzen Wege aus. Durch die vielen Besucher entsteht eine angenehme Lebendigkeit. Durch Schnee, Frost und andauernde Dunkelheit fallen auch die hässlichen Fassaden der Stadt nicht mehr groß unangenehm auf.
Dennoch, der Christkindlesmarkt ist dann am charmantesten, wenn man ihn für sich alleine hat. Glühwein kann man sich ja zur Not mitbringen.