Portraits halte ich für die Königsklasse der Fotografie. Nichts ist so schwierig wie einen Menschen adäquat in einem Foto darzustellen. Die Architekturfotos, die in diesem Blog eigentlich seit jeher präsentiert werden, sind ja nicht bloße Dokumentation, sondern sollen auch ein Stück weit eine Stimmung transportieren. Die reine Optik abzubilden ist das eine, was mit einer Kamera möglich ist. Die Zusätzliche Ebene ist immer, das Gefühl einer Szenerie mit zu fotografieren. Kälte, Aufregung, Tristesse, Nähe, Distanz, Ignoranz, Vertrautheit, Intimität, whatever. Und schon weil Gefühle unterschiedlich interpretiert werden, ist solch Fotografie beliebig schwierig und ich scheitere auch gerne mal an meinen eigenen Ansprüchen. Mit den Jahren haben sich da bei mir ein gewisse Blick und ein gewisser Fotografiestil draus entwickelt, allerdings nur auf Bausubstanz bezogen. Immer wenn ich großartige Fotos von Personen (meist Frauen) sehe, die nicht nur Ästhetisch toll sind, sondern auch zusätzlich eine Stimmung transportieren, dann möchte ich der Fotograf gewesen sein oder zumindest der Szenerie beigewohnt haben. Und wenn ich mich dann selbst mal an die gewünschten Szenerien wage, klappt es dann oft mit den Fotos nicht so dolle. Ausnahmen bestätigen zum Glück die Regel.
Denn ich habe mich schon das ein oder andere Mal an Portraits gewagt und die ein oder andere Wohnung oder verschiedene Profile auf Facebook werden auch mit meinen Fotos geschmückt, aber so richtig raus bin ich mit meinen Personenfotos noch nie gegangen. Möglicherweise ändert sich das gerade. Ich begegne leider auch öfters Leuten, die sich nicht gerne fotografieren lassen oder eine Kamera in gewissen Situationen als störend empfinden. Ich dagegen mag keine gestellten oder posierten Fotos. Alles soll aus einer Situation heraus entstehen und am besten noch die Emotionen dieser Situation transportieren; Authentizität versprühen. Deshalb habe ich manchmal einfach mehr oder weniger heimlich eine Kamera dabei, die leider schon mit ihrer bloßen Präsenz eine vertraute Szenerie aufbrechen kann, was der Sache dann nicht dienlich ist. Es sei denn, die fotografierte Person kümmert sich nicht weiter um die Anwesenheit einer Kamera. Und hier kommt Mademoiselle Berger ins Spiel. Kameras sind ihr egal und darum war ich mit ihr dann letztens im schön heruntergekommenen Hotel Berghof für ein paar Fotos.
Anfangs war ich mit den Fotos dieser Session auch gar nicht so übermäßig zufrieden. Dann habe ich allerdings entdeckt, dass die Bilder in schwarzweiß ganz wunderbar funktionieren. Allen Fotos wurden im Nachhinein die Farben entzogen und teilweise wurde der Kontrast recht stark erhöht, besonders da, wo Mademoiselle mit ihrem Schatten verschwimmt. Es gab keinen Blitz. Alle Bilder sind bei den bestehenden Lichtverhältnissen entstanden. Zum Einsatz kam meine EOS 550D und meine zwei eh-immer-dabei Objektive 18-135mm f/3.5-5.6 und 50mm f/1.8. Sonst nix.
Danke an Mademoiselle Berger fürs modeln und für die Freigabe der Bilder!