Sylt an einem Wochenende im November 2015. Sand umschmirgelt das Schuhwerk, Körper stemmen sich in den eisigen Wind. Ein Labrador, selbstverständlich reinrassig, rennt sich zwischen den Prielen müde. Der Wind braust, die Wellen zischen unermüdlich und rauben der Insel den Sand. Auch die unzähligen Tetrapoden wissen nicht zu verhindern, daß die See sich langsam aber sicher das Kleinod der Gosch-Jünger zurückerobert. Man hört, dass Gebäude auf der Insel so ab 2050 als nicht mehr versicherbar gelten. Bis dahin wird für etliche hundert Millionen Euro der Sand aus dem Meer vor die Küsten der Insel gespült, der dann quasi Sylt simuliert. Das rechnet sich.
Mit einer warmen Mütze auf dem Kopf und der Sonne im Gesicht kann man der Insel schon etwas abgewinnen. Sich durchpusten lassen. In die Weite, aufs Meer hinaus starren. Bis man bei genauerem Hinsehen die Offshore-Parks ausmacht, die die Insel säumen. Man sieht sie, eigentlich egal wo man gerade ist. Nachts blinkt es in roten Punkten vom Horizont.
Sylt, diese Autoaufkleber gewordene Urlaubsutopie. Ob ich zurück nach Westerland will, weiß ich nach Sichtung der ersten brutalistischen Bettenburgen eigentlich gar nicht so genau. Wie sooft, lebt es sich etwas besser abseits der Touristenpfade. Soweit das geht auf Sylt. Die Insel besteht nun mal zu einhundert Prozent aus Tourismus. Aber nicht überall stehen riesige Hotelkomplexe. Aber ich will wieder an die Nordsee. Vielleicht nach Amrum.