Mitten in der kasachischen Steppe liegt eine rasant wachsenden Weltmetropole. Die Stadt, die 1830 als russische Festung gegründet wurde, hat seither mehrmals den Namen gewechselt. Sie hieß Akmolinsk in der Zarenzeit, dann Zelinograd während der Entstalinisierung, und nach der Unabhängigkeit Kasachstans 1991 wurde sie in Akmola umbenannt. Bekannt war der Ort lange Zeit allenfalls für sein Gefangenenlager. Nachdem 1997 beschlossen worden war, die Hauptstadt und Regierungssitz vom südlichen, an der Grenze zu Kirgisistan gelegenen, und dem vernehmen nach viel schönere Almaty ins Zentrum des Landes zu verlegen, kam es im folgenden Jahr auch zur abermaligen Namesänderung. Astana, was auf Kasachisch „die Hauptstadt“ bedeutet, klingt natürlich auch besser als Akmola – „weißes Grab“.
In den Vergangenen zwei Dekaden wurde die neue Stadt direkt neben der älteren Siedlung buchstäblich aus dem Boden gestampft. Astana wächst unaufhaltsam auf der linken Flussseite und frisst sich in die Steppe hinein. Dabei ist ihre Lage insgesamt nicht ohne. Mit im Winter zeitweise um die minus 40 Grad ist sie eine der kältesten Hauptstädte der Erde. Im Sommer sind dagegen 40 Grad plus keine Seltenheit. Astana liegt im Innersten Eurasiens und ist auch eine der am weitesten vom Meer entfernten Städte.
Geplant von international führenden Architekten wie Norman Foster und Kisho Kurokawa, gebaut nicht nur von Firmen aus Kasachstan, sondern auch aus der Türkei, Italien, Frankreich und der Schweiz, entstand und entsteht eine moderne Stadt, die alle Maßstäbe sprengt, die man von Europa gewöhnt ist. Sie erinnert eher an Dubai. Kasachstan hat den Anspruch, eine Brücke zwischen Europa und Asien zu sein, Astana als Hauptstadt möchte das verdeutlichen. Westliche und östliche Kultur soll zusammengeführt werden.
Das die Stadt noch in der Entwicklung ist, lässt sich nicht nur an den unzähligen Baustellen und den schon mal vorsorglich in die Steppe gelegten Straßen erkennen, sondern auch daran, dass kaum Menschen auf den Straßen sind, die so noch überdimensionierter wirken als sie eh schon sind. Die Gebäude, Plätze und Monumente sind gewaltig, gleichzeitig wirken sie wie Kulissen. Die Neustadt sieht aus, als hätte ein zehnjähriger Sim City gespielt und die Bewohner vergessen. Hier ein überdimensionierter Park: klick. Dort ein Präsidentenpalast: klick. Oh, und mittendurch brauchen wir eine zehnspurige Straße: klick.
Hinten den Hochhäusern endet die Stadt abrupt. Es gibt keine Vororte, keine Übergänge. Wo die Wolkenkratzer aufhören, beginnt die endlose Steppe, die auch an die Substanz geht. Obwohl viele der Gebäude keine zehn Jahre alt sind, nagen doch die Witterungsverhältnisse und das hastige Wachstum sehr sichtbar an den Bauwerken. Zeit für Details und nachhaltige Qualität bleibt wohl nicht. Dennoch ist die Anmutung prächtig und es schön zu sehen was entstehen kann, wenn sich Architekten und Stadtplaner ungehemmt austoben dürfen. Astana möchte groß, wichtig und für die Zukunft gerüstet sein. Das lässt sie seine Besucher spüren.
Astana erkunden
Wer Astana erkunden oder durch eine Führung erleben möchte, der wendet sich am besten an Astanareisen. Saltanat ist ein toller Guide, spricht fließend Deutsch und ist auch über die Führungen hinaus sehr hilfsbereit.