Es gibt viele Gründe, nach Osteuropa zu reisen. Einer davon ist natürlich, sich verlassene Orte anzuschauen und zu entdecken. Besonders lohnenswert sind Gegenden, die nicht sofort jede Baulücke nachverdichten und die gleichzeitig viel Wandel durchgemacht haben. Ein solches Ziel ist zum Beispiel Moldawien. Auf unserer Reise durch dieses spannende Land haben wir natürlich auch einige Lost Places besucht, von denen einige gar nicht so verlassen sind. Es folgt eine kleine Übersicht.
Die verlassene Werft
Der Dnister schlängelt sich durch Moldawien und bildet dabei die natürliche Grenze zum Landesteil Transnistrien. Auf westlicher Seite liegt diese etwas in die Jahre gekommene Werft. Nichts was hier liegt oder gerade so noch schwimmt, sieht irgendwie funktionstüchtig aus. Trotzdem sind am Tag unseres Besuchs zwei Männer am Werk, die den Vormittag damit verbringen, irgendetwas zu schweißen und dabei nicht reden. Der Ort ist nicht öffentlich zugänglich, aber unser Guide hat sich sehr eingesetzt und die schweigsamen Kerle überzeugt, sodass wir uns doch etwas umsehen und von Boot zu Boot klettern durften.
Ich verlinke den Ort nicht aus Gründen, aber ihr findet ihn schon, indem ihr auf Google Maps im Satellitenmodus den Dnister absucht.
Die verlassene Fabrik
Nicht weit von der nicht ganz so verlassenen Werft liegt die nicht sonderlich verlassene Fabrik. Auch dieser Ort ist nicht öffentlich zugänglich, aber am Tag unseres Besuchs hat uns ein etwas älterer, unglaublich charmanter Mann mit dem größten Schlüsselbund der Stadt eine Tour durch die Hallen ermöglicht. Auch wenn gerade niemand sonst da war, außer ein paar herumstreunenden Hunden, konnte man sehen, dass hier gearbeitet wird. Mehrere große orange Wannen aus Stahl wurden hier gerade fertiggestellt und warten darauf, abtransportiert zu werden. Neben dem stolzen Arbeitercharme, der an jeder Ecke seinen Duft versprüht, fällt hier einmal mehr auf, wie groß die Sehnsucht nach westlichen Autos ist. Sobald irgendwo etwas Staub oder Dreck liegt, wird sofort ein Audi-, BMW- oder Mercedes-Logo gemalt.
Ich verlinke den Ort nicht aus Gründen, aber ihr ahnt vielleicht, wie man ihn finden kann.
Die verlassene Hängebrücke
Dieser Ort ist nun aber wirklich verlassen. Die alte Hängebrücke liegt in der Nähe von Rezina, etwa 40 Minuten von Chişinău entfernt. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Die Aussicht ist wirklich atemberaubend und einzigartig. Für alle, die sich trauen und festhalten können, gibt es die Möglichkeit, diese Brücke zu betreten und 150 Meter hoch über der Schlucht auf die andere Seite zu laufen.
Hier ist die Brücke bei Google Maps.
Der verlassene Hafen
Ein auch ziemlich verlassener Ort, aber wir waren dort nicht allein. Die Nachbarn zu diesem spannenden Gelände wurden schnell auf uns aufmerksam und haben uns freundlich darauf hingewiesen, nicht zu intensiv hier herumzuschnüffeln. Auch wenn dieser Hafen im westlichen Teil des Landes liegt, so steht er wohl unter transnistrischer Verwaltung oder so ähnlich, das Land, das am anderen Ufer des Flusses beginnt. Wir wurden darauf hingewiesen, dass wir nicht zu nah an die Kräne gehen sollten. Das Betreten der Gebäude war ebenfalls nicht erlaubt. Dafür konnten wir einen beeindruckenden Kahn beobachten, der am Ufer gestrandet war und sich kein bisschen mehr bewegte.
Ich verlinke den Ort auch nicht, aber ihr findet ihn bestimmt, indem ihr auf Google Maps im Satellitenmodus den Dnister absucht.
Das verlassene Weininstitut
Einer der spannendsten Lost Places in Moldawien. Das ehemalige Weininstitut befindet sich in Ialoveni, einem Vorort von Chişinău. Es handelt sich um ein verlassenes Hochhaus, das mal als Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Weinindustrie des Landes dienen sollte. Es wurde aber nie fertiggestellt und steht seit Jahrzehnten einfach so rum und geht nicht weg. Ein bisschen wie der halbfertige Elbtower in Hamburg. Dem Vernehmen nach wurde die Kanalisation falsch geplant oder gebaut. Für ein Gebäude dieser Größe hätte sie nicht ausgereicht. Schade, dass das erst auffällt, wenn man bereits angefangen hat den Rest zu bauen.
Man kann das Gebäude betreten und bis nach oben laufen. Der Aufstieg ist allerdings nur etwas für schwindelfreie Menschen. Im Gebäude gibt es Löcher, durch die man von oben bis ganz nach unten gucken und auch fallen kann, ohne dass Geländer vorhanden sind.
Hier ist das verlassene Weininstitut bei Google Maps.
Falls ihr all diese Orte selbst besuchen wollt, könnt ihr die Tour bei Martin Kaule buchen. Er fährt euch gerne dahin.