Rumstrolchen auf der MS Stubnitz

Bei einem Spaziergang am Elbufer der HafenCity fällt eines der Wahrzeichen Hamburgs besonders auf: die MS Stubnitz. Das ehemalige Kühlschiff der DDR-Hochseefischerei, das kurz vor der Verschrottung stand, ist seit den 1990er Jahren ein schwimmendes Zentrum für Kunst und Subkultur. Dank des unermüdlichen Einsatzes vieler engagierter Hände finden auf dem Schiff jährlich über 250 Veranstaltungen statt – Partys, Konzerte, kleine Festivals, Workshops. Dinge, die sich besser anfühlen, wenn altes Metall bunt beleuchtet wird. Im Rahmen einer Hackertour des Chaos Computer Clubs (CCC), dem die MS Stubnitz offensichtlich nahesteht, hatte ich die Gelegenheit, dieses beeindruckende und einzigartige Schiff zu erkunden und durch seine Gänge zu strolchen.

Die MS Stubnitz, ursprünglich 1964 in Stralsund gebaut, um die Bevölkerung der DDR mit Fisch zu versorgen, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Vergangenheit in die Gegenwart transformiert werden kann. Sie ist ein Denkmal, aber kein Museumsschiff, das in der Zeit stehen geblieben ist. Stattdessen hat es sich ständig weiterentwickelt und bietet heute Raum für Ideen, Improvisation und Kreativität.

Der Rundgang mit den folgenden Eindrücken begann im Bauch des Schiffes, wo sich die riesigen ehemaligen Kühlräume befinden. Hier gibt es Bars und statt totem Fisch lebendige Konzerte. Die riesigen, unverkleideten Stahlwände erzeugen eine unvergleichliche Akustik, die den Raum in einen einzigartigen Veranstaltungsort verwandelt. Die Energie, die in den Räumen erzeugt wird, bleibt dort und entweicht nicht durch Fenster oder Lüftungsanlagen.

Die Brücke und der Funkraum strahlen dieses KGB-Feeling aus, das der Technik der 60er Jahre innewohnt. Viele Teile sind noch funktionstüchtig, im Originalzustand und sehr analog. Interessant fand ich die Information, dass die Antennenanlage für so einen Fischtrawler eigentlich viel zu groß ist. Neben dem Kühlen von Fischen hatte die Stubnitz in ihrer aktiven Zeit vielleicht noch andere Aufgaben.

Eine der beeindruckendsten Stationen der Tour war der Maschinenraum. Hier lässt sich die erstaunliche Technik bewundern, die dieses riesige Schiff einst über die großen Meere bewegte. Trotz ihres Alters sind die Maschinen noch voll funktionsfähig, dank der harten Arbeit und des technischen Know-hows der Besatzung, die sich das Wissen um den Betrieb dieser öligen Krachmacher mehr oder weniger als Hobby angeeignet hat. Und natürlich verfügt der Maschinenraum auch über eine gut dimensionierte Musikanlage.

Ein großer Teil der Faszination der MS Stubnitz liegt in ihrem Engagement für die Gemeinschaft. Die vielen ehrenamtlichen Helfer, die ihre Zeit und Energie in den Erhalt und den Betrieb des Schiffes investieren, zeigen, wie viel Leidenschaft und Hingabe in diesem Projekt stecken. Sie sorgen dafür, dass die Stubnitz ein Ort der Begegnung und des Austauschs bleibt, und tragen dazu bei, dass das Schiff seine Rolle als wichtiger Bestandteil des Hamburger Kulturlebens erfüllen kann. Außerdem mag ich solche Orte, die sich der Verwertungslogik entziehen und nach ihren eigenen Regeln funktionieren.

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