Die Hamburger Plattenbausiedlung Osdorfer Born

[…] Popularität verdankt der Stadtteil vor allem seiner Architektur. Er wurde als Musterbeispiel eines neuen sozialen Wohnungsbaus geplant. Zwischen 1967 und 1971 auf rund einem Quadratkilometer errichtet, sollten dort etwa 15000 Menschen in modernen, gut ausgestatteten Wohnungen mit günstigen Mieten leben. Viele Grünflächen und Einkaufsmöglichkeiten, gute Schulen und eine U-Bahn-Anbindung in die City sollten die Siedlung attraktiv machen. Zudem waren 15 Prozent der Geschossfläche für Eigenheime vorgesehen, was für einen gesunden sozialen Mix aus Mittelschicht und Unterschicht sorgen sollte.

Dann wurde gebaut. Die Eigenheime kamen an den Rand des Viertels. Die Läden ballten sich in zwei Zentren, zu denen je eine Kneipe gehörte, kein Restaurant und kein Veranstaltungsort. Die einzige Schule war bald überfüllt, weitere Schulen wurden eilig in Baracken untergebracht, das Gymnasium eröffnete drei Jahre nach Fertigstellung der Siedlung. Den U-Bahn-Anschluss gibt es bis heute nicht. Nur die Architektur war tatsächlich, nun ja, repräsentativ: Zwei „Wohnbänder“, etwa 500 Meter lange Hochhausreihen, von denen eines dank versetzt angeordneter Balkone wie zerhackt wirkt, prägen bis heute das Bild des Osdorfer Borns. Sie wurden bald zu einem Symbol der Fehlplanung im sozialen Wohnungsbau.

Ein Ort, an dem du sein kannst, wer du bist von Peter Lau | Archiv: brand eins / 2012 / Kapitalismus
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