Rostock-Lichtenhagen – Ein stiller Ort mit lautem Echo

Ein grauer Himmel spannt sich über den Rostocker Stadtteil Lichtenhagen, als ich diesen geschichtsträchtigen Boden betrete. Das Sonnenblumenhaus, einst Brennpunkt rassistischer Gewalt, steht noch immer da, äußerlich unberührt von den Ereignissen vor drei Jahrzehnten.

Es sind 30 Jahre vergangen, seitdem jenes schreckliche Wochenende in die Geschichte Deutschlands einging. Ein Wochenende, an dem sich rechtsextreme Hooligans und normale Bürger zusammenfanden, um das damalige Asylbewerberheim und ein benachbartes Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter mit Steinen und Molotowcocktails anzugreifen. Die Bilder von applaudierenden Schaulustigen und der schockierend passiven Polizei brannten sich in das kollektive Gedächtnis des Landes ein und wurden zum Symbol für den Rassismus der Nachwendezeit.

Heute ist von diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte wenig zu spüren. Die Bäume rund um das Gebäude sind gewachsen, die Fassaden renoviert, Kinder spielen auf dem benachbarten Spielplatz. Alles wirkt ruhig, fast idyllisch.

Das Sonnenblumenhaus hat seinen Namen und die Sonnenblumen behalten, aber es gibt keine Gedenktafel, kein Erinnerungszeichen, keinen Hinweis auf das, was hier geschehen ist. Es ist, als hätte man die Geschichte einfach ausgelöscht, als könnte man die dunklen Flecken der Vergangenheit einfach übermalen.

Dieses Vergessen ist beunruhigend. Es ist, als wollten wir unsere Schatten nicht wahrhaben, als wollten wir die Augen vor den Fehlern unserer Vergangenheit verschließen. Dabei ist es gerade das Erinnern, das uns davor schützt, dieselben Fehler noch einmal zu begehen.

Beim Spaziergang durch Lichtenhagen fällt es mir schwer, die Bilder von damals mit der Realität von heute in Einklang zu bringen. Hier, in dieser unscheinbaren, ruhigen Ecke Rostocks, wurde ein erschreckendes Kapitel deutscher Geschichte geschrieben.

Aber vielleicht ist es auch eine Chance. Eine Chance, bewusst innezuhalten und sich zu erinnern, was hier geschehen ist. Eine Chance, den Dialog über Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Toleranz fortzusetzen. Eine Chance, dafür zu sorgen, dass die Ereignisse von Lichtenhagen nicht vergessen werden und uns als Mahnung dienen, wachsam zu bleiben und für eine offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft einzutreten.

Ich hoffe, dass dieser Beitrag dem Ernst und der Bedeutung des Themas gerecht wird. Die Bilder der Ausschreitungen von Lichtenhagen haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Sie sind ein wichtiges Thema der deutschen Geschichte und verdienen es, mit Sorgfalt und Respekt behandelt zu werden.

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